Concerto Grosso für vier Spülbürsten und ein Paar Cabasse….
Nachdem ich nun einige Wochen meine reaktivierten Goëlette M4 in Betrieb habe, möchte ich euch diese Lautsprecher ein wenig näher vorstellen:
Ursprünglich als Einstiegsmodell in die Dreiwege-Designs von Georges Cabasse gedacht, hielt sich die Goëlette von ca. 1982 bis Anfang der neuniziger Jahre im Programm. Die Ahnenlinie reicht dabei von der ursprünglichen Goëlette über die Drakkar bis hin zur Doris aus 1992. Die hier gezeigte M4-Evolutionsstufe ist dabei eine etwas kurios anmutende Version, die auch in keinem offiziellen Katalog von damals auftauchte: sie ist nämlich eben keine „echte“ Bassreflex-Konstruktion, denn die Thiele&Small-Parameter wurden nicht angewendet. Die beiden Öffnungen sollen lediglich die Verzerrungswerte des 21cm-Basstreibers minimieren, dies war damals ein Hauptkriterium für den Kunden fnac-France, (von seiner Ausrichtung in etwa mit den heutigen Saturn/Mediamarkt-Geschäften zu vergleichen) um den Lautsprechern in seiner damals vielbeachteten „HiFi-Bibel“ eine „4-Sterne-Bewertung“ verpassen zu können. Es wurden dort hauptsächlich Messwerte veröffentlicht, die Messwert-Fetischisten hatten sich also schon damals durchgesetzt. Dass die Doris dann wenig später eine echte Bassreflex-Konstruktion und zudem sehr erfolgreich wurde, beweist natürlich ein wenig die Ironie des Marktes. In meinem kleinen Hörraum habe ich die Öffnungen meiner „Baumarkt-Tuning-Passion“ folgend mit handelsüblichen Spülbürsten verschlossen, da ich auf meinen 14qm nur ca 20cm Wandabstand realisieren kann und der Bassbereich sonst zu aufgebläht wirkt. Vom Klangbild ist diese Goëlette trotzdem eine echte Cabasse und das Maximum für kleine Hörraume. Sloop, Clipper & Co sind unter 25qm mit ihren 30cm-Basstreibern meiner Erfahrung nach nicht sinnvoll zu betrieben. Die Goëlette hatte übrigens bei der stereoplay -Messung 1982 bereits einen bemerkenswert linearen Frequenzgang:
Die anderen Modelle wiesen dagegen eine deutlich ansteigende Frequenzgangkurve auf, dies war von Cabasse allerdings auch beabsichtigt, da man den Verlust an Hochtonenergie auf den empfohlenen 4,80m(!!)- Hörabstand entsprechend kompensieren wollte.
Mir macht das Hören mit der Goëlette aktuell sehr viel Spaß. Deshalb wird dieses Modell auch noch eine Weile in meinem Hörraum zu Gast sein.